Eine Reise mit der deutschen Bahn von Stuttgart nach Ulm – perfekt für das Bahnhasser-Buch

Um von der U-Bahn zu den Gleisen zu gelangen, mussten mein Partner und ich einen Riesenumweg wegen Stuttgart 21 gehen, ich humpelte an Krücken kilometerlang durch den Tunnel. Der Tunnel führte zu Gleis 16, das war aber genau am ganz anderen Ende des Bahnhofs von den Fahrkartenschaltern. Also, humpelte ich weiter. Wir standen 10 Minuten in der Schlange, mein Partner sah auf die Uhr. „Das wird knapp“, meinte er. Dabei waren wir eine ganze Stunde bevor der Zug losfahren sollte, von zu Hause aus aufgebrochen. Die DB-Schalter-Dame sagte uns, falls wir den Interregio nehmen wollten, dann müssten wir nicht umsteigen. Mein Partner sagte, in der App stehe, man müsse einmal umsteigen, das sei zu riskant. Also buchten wir den ICE, der ja nun viel schneller in Ulm sein sollte, dank Stuttgart 21. Eine Zeitersparnis von ganzen 20 Minuten! Was für ein Wahnsinns-Vorteil! Nach erstandener Fahrkarte musste ich vom Schalter wieder zurück humpeln zu Gleis 16 am anderen Ende des Bahnhofs. Der Zug kam 10 Minuten zu spät an. Wir setzten uns in den Speisewagen. Der Mann hinter mir in einen grellroten Pullover gekleidet verhandelte mit der männlichen Bedienung, was es zum Frühstück gebe. Die Bedienung sagte, Frühstück sei aus. Der grellrote Pullover fragte nach einem Croissant. Die Bedienung entgegnete, leider nein. Ein Porridge? Ja, das gäbe es noch. Ansonsten wären noch Mittagsgerichte verfügbar. Als die Bedienung auf dem Weg zu uns war, posaunte der grellrote Pullover, bei der Bahn sei McKinsey durchgegangen. Jetzt kam die Durchsage, dass der Zug eine Viertelstunde später ankommen würde wegen einer Streckenumfahrung. Die Bedienung war jetzt bei uns. Wir bestellten Kaffee. Die Bedienung meinte, das würde sieben Minuten dauern, da die Kaffeemaschine noch gereinigt werde müsse und es gäbe nur Pappbecher, da die Spülmaschine kaputt sei. Mitterweile kringelte ich mich vor lachen. Der Mann in dem roten Pullover krakeelte weiter seine Parolen gegen die Deutsche Bahn durch den Speisewagen. Ich schrieb meinem Bruder eine SMS, dass wir eine Viertelstunde später ankommen würden. Eine Stunde später kamen wir mit der teuren ICE-Fahrkarte in Ulm an, wir hatten also keine Zeitersparnis von 20 Minuten durch den Ausbau von Stuttgart 21. Der Zug hatte so lange gebraucht wie in meinem ganzen vorherigen Leben. Mein Bruder war pünktlich und wir fuhren in seinem Auto nach Neu-Ulm. In der Wohnung meiner Eltern war mein 91-jähriger Vater kurz vor dem Kreislaufkollaps, da wir eine Viertelstunde zu spät waren. Der Tisch sei doch auf 12 Uhr 30 reserviert, rief er aufgeregt. Am Ende von diesem Tag und nach der Rückreise, zeigte mein Handy 5 km Gehleistung an. Ich an Krücken. Das Ergebnis war, dass meine Füße wieder angefangen haben, Knochenmarködeme zu bilden.

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