Vita

Ich schreibe Belletristik.
Mit dem Schreiben habe ich im Alter von 28 Jahren begonnen. Es lässt sich nicht mehr abschütteln, als ob eine Zecke in meinem Hirn arbeiten würde.

Ein Buch muss mit einem anderen Buch eine Maschine machen….

Mein Literaturkanon ist:

Virginia Woolf, Marcel Proust, Thomas Mann, Sibylle Berg, Brett Easton Ellis, Haruki Marukami, Paul Auster, Christian Kracht, Agotha Kristof, Marlene Haushofer, Doris Lessing, Siri Hustvedt, John Burnside, T.C. Boyle, David Foster Wallace, Max Frisch, Karen Duve, Zeruya Shalev, Helmut Krausser, Peter Handke, Thommie Bayer, Xaver Bayer, Gustave Flaubert, Sylvia Plath, Antonin Artaud, Rainald Goetz, Christa Wolf, Susanna Kaysen, Ingeborg Bachmann, Deleuze und Guattari, Kay Redfield Jamison, Charles Baudelaire, Lautréamont, Fjodor Dostojewski, Julie Orringer, Peter Stamm, Joyce Carol Oates, Gertrude Stein, Nick Cave, Sarah Kane, Thomas Melle, Thomas Bernhard, Herta Müller, Elfriede Jelinek, Julia Kristeva, Sascha Macht, Enis Maci, Isabelle Lehn, Armen Avanessian und viele mehr ….

Ich bin viele – zum Werk von Pola Polanski

»Man sollte nicht versuchen, sich eindeutige Identitäten zu konstruieren. Je komplexer Identitäten sind, desto besser.« (Daniel Kehlmann)

Wer sich dem Schaffen Pola Polanskis nähert, begibt sich auf unsicheres Gelände, das schon im Kopf des Lesers beziehungsweise des Betrachters beginnt: Pola Polanski, d.i. Annette Haug, ist Künstlerin und Schriftstellerin – eine Doppelbegabung. Dabei ist ›doppelt‹ vielleicht schon eins zu viel. »Fühlst du nicht an meinen Liedern / Dass ich Eins und doppelt bin?«, so heißt es bei Goethe, mit Blick auf das Gingko-Blatt, und nicht nur das. Ist Annette Haug die Künstlerin und Pola Polanski die Autorin? Oder umgekehrt? Geht es wirklich nur um ein Pseudonym gegenüber einem bürgerlichen Namen, wo doch beides offenliegt? Es mag sein, dass der Künstlerinnenname nur das Alter ego ein und derselben Person ist. Polanski, der Filmregisseur kommt dennoch in den Sinn – ein Mensch mit vielschichtiger, auch abgründiger Persönlichkeit. Pola: wäre möglicherweise ein klanglicher Auftakt, ein Schelm, wer an die Tochter Klaus Kinskys denkt, noch jemanden mit multipler Persönlichkeit. Geht es hier gar nicht um Doppelung, sondern um ein fiktives Glatteis, auf das uns die Künstlerdichterin führt?

Doch Kopf beiseite: Die gemalten und gezeichneten Figurationen und Phantasmagorien Pola Polanskis treffen auf ihre literarischen Psychogramme, die eine Welt offenlegen, wenn nicht gar sezieren, welche wir allzu gern verdrängen wollen. Aber einmal nach der Kopfgeburt – o, wieder ist er da – von der Leine gelassen, ergießen, ja verströmen sich die Gedanken bildlich übers Papier oder wörtlich über den Bildschirm. Die Tagebuchform, sei sie bildlich, sei sie textlich gefasst, verleitet dazu zu denken, es handle sich um Selbstbespiegelungen. Das ist sogar mehr als wahrscheinlich, dass sich hier Erlebtes lesen und anschauen lässt. Was sollte es auch anderes sein, mag man sagen. Aber der Sog, mit dem der Konsument der Bilder und Texte konfrontiert wird, macht deutlich, dass es hier nicht um Erfindungen aus dem Elfenbeinturm heraus geht, sondern um die Untiefe und Tiefe der menschlichen Seele – hier konkret um die Seele eines greifbaren, wirklichen Menschen: das Selbst. Dazu kommt der fingierte Mensch, der dazwischen hineingeschrieben wird und der uns immer wieder auch in den porträthaften Zügen bekannt vorkommt: als ich und du. Und darüber hinaus dieses erwähnten Konsumenten, der nicht immer etwas zum persönlichen Genuss vorgesetzt bekommt, sondern seine eigenen Abgründe zu ahnen beginnt. Die Kunst/Literatur von Pola Polanski ist keine Konsumentenkost, sie ist Droge, Rausch, Psychostyle.

Die Unmittelbarkeit dieser halb surrealen, halb psychedelischen Wort- und Bildmeldungen sind unmittelbar, schamlos, ungeschützt, verletzlich, zuweilen selbstzerfleischend direkt und aggressiv angriffslustig. Ihre Hausheiligen im richtigen Leben, wenn es das denn gibt, sind Charles Baudelaire, Thomas Bernhard, T.C. Boyle, Rainald Goetz, Elfride Jelinek, Sarah Kane, David Foster Wallace u.a.m., meist Extremisten des Worts. Ausdauerschreiber, Wortmarathonis wie Fjodor Dostojewski, Thomas Mann oder Marcel Proust sind dabei, feinnervige Lyriker wie Ingeborg Bachmann und Lautréamont, Denker wie Gilles Deleuze und Félix Guattari. Die Liste ist eine Fundgrube, in die sich Pola hineingestürzt hat mit Wortgier und Bildwut. In Ihrem jüngsten Prosatext »Phantasmen des Erinnerns« liest man nach Kaskaden irritierend, manchmal verstörend ehrlicher Seelentortour: »Ich bin weder asexuell noch bisexuell noch heterosexuell, ich bin intellektuell.« Man mag hinzufügen: und experimentell. Die vermeintliche Dokumentation von Krankheitsbildern ist die schonungslose Aufrechnung mit der Zeit, ist die Widerborstigkeit gegenüber einer Gesellschaft, welche die Kultur ins zerstörerische Nichts treibt. »Unica Zürn ist aus dem Fenster gesprungen. Sylvia Plath hat sich im Backofen vergast. Virginia Woolf ist mit Steinen beschwert in den Fluss gegangen… Gilles Deleuze ist aus dem Fenster gesprungen.« Stakkatoartig zählt sie das Elend des mühsam gelebten Lebens auf, unsinnig sinnvoll als eine Art unentrinnbarer Teufelskreis komponiert, wortreich inszeniert: Die Schicksale wiederholen sich, immer und immer wieder. »Ich muss mich und meine Kreativität in Sicherheit bringen«, schreibend, zeichnend und malend versucht sie einem solchen Schicksal zu entgehen. Tätig zu sein, ist auch eine Art Selbstschutz, um nicht zu verzweifeln.

»44 Powerfrauen in der Kunst« heißt ihre Annäherung an den weiblichen Beitrag des tätigen Geistes. Sie begegnet den Frauen nicht einfach, sondern – kaum verwunderlich – vielfach. Basierend auf Fotografien oder andere Bildnisse erschafft sie eigenständige Porträts, eigenständig deshalb, weil es bei aller Erkennbarkeit auch Doppelungen des eigenen Selbst sind, pseudonymale Bildnisse, die man als Betrachter auch so lesen könnte, als wollte die Künstlerin sagen: Seht, das könnte auch ich sein. Daneben schreibt sie sich an die Frauen heran. Der Aufbau ist formal einfach, inhaltlich hochkomplex: Der erste Hauptteil scheint eine Kurzvita zu sein, die allen Regeln lexikaler Fakten nahekommt, die aber doch einen betont subjektiven Fokus legt auf die eigene Position des Lebens. Der zweite Hauptteil besteht aus Bewusstseinsströmen, bei denen Pola in die Rolle dieser Frauen schlüpft und sich als gespiegeltes Ich neu erfindet. Die Referenzen setzen sind gleichsam Annäherung, Rollentausch, Doppelung wie die Auseinandersetzung von Eins und Alles. Zwischen diesen Teilen sind, nicht zwingend, textliche Ergänzungen zu lesen: zum einen persönliche Erfahrungen und Erlebnisse mit einzelnen Frauen, ergreifend in der Empathie, mit der Pola diesen Kolleginnen begegnet, zum anderen kritische Anmerkungen, wenn sie uneins ist. In diesen Kontexten fallen die liebevollen Erinnerungen an Joan Jonas oder Cordula Güdemann auf, aber auch die Scheinheiligkeit einer Valie Export hinsichtlich der Anbiederung an den Diktator Putin oder der unwürdigen Vermarktung schicksalhafter Biografien wie der von Frida Kahlo.

Ist dies nun ein Kompendium zur Frauengeschichte oder eine Vereinigung multipler Persönlichkeiten in der Person der Autorin/Künstlerin Pola Polanski beziehungsweise eines kaum sinnvoll personalisierbaren, imposanten Weltgeistes? Die Frage ist rhetorisch, denn es ist alles zusammen. Pola Polanski / Annette Haug stecken in diesem Opus genauso wie all die Frauen von Camille Claudel (1864-1943) bis Anna Bittersohl (geb. 1982). Selten wurde kulturelles Leben so hautnah und faszinierend, so berührend wie drastisch formuliert und skizziert wie hier. Das Frauen-Power-Buch fügt sich in das poetische und künstlerische Schaffen ein, ist als sachkundige Dokumentation wie auch als Teil der Selbstbespiegelung wahr- und aufzunehmen, zu inhalieren, zu verinnerlichen. Wir sind Teil des Ganzen.

Günter Baumann, August 2023


Pola Polanski geboren 1966 in Ulm, wohnhaft in Stuttgart ist Schriftstellerin, Künstlerin und Grafik-Designerin

2023: Der Roman „Bauanleitung für eine neue Mutter“ erscheint im Verlag Angelika Gontadse, Gelsenkirchen.

2023: Das Kunstprojekt „44 Powerfrauen in der Kunst“ erscheint im Verlag Angelika Gontadse, Gelsenkirchen.

2023: Der Roman „Phantasmen des Erinnerns“ erscheint im Februar 2023 im Verlag Angelika Gontadse, Gelsenkirchen.

2022: Die Arbeit an dem Roman „Jagd auf Irrwegen“ wird vom Land Baden-Württemberg mit einem Corona-Stipendium gefördert.

2021: Das Lektorat des Romans „Von der Jagd nach Vögeln“ wurde 2021 vom Land Baden-Württemberg mit einem Corona-Stipendium gefördert. Der Roman ist im Dezember 2021 im underDog-Verlag, Hamburg erschienen. Der Verlag wurde von Neustart Kultur gefördert.

2021: Die Romane „Die schwarzen Engel“, „Das Wolfsbaby“, „Mein Alter Ego“ sind in einem Buch / Band im underDog-Verlag, Hamburg erschienen. Der Verlag wurde von Neustart Kultur gefördert.

2021: Der Roman „Ich bin Virginia Woolf“ ist im Größenwahn-Verlag, Frankfurt erschienen.

2020: Der Roman „Geile Farben“ ist im Telescope Verlag, Mildenau erschienen.

2020: Der erste Roman „Abschied“ ist im Verlag Telescope, Mildenau erschienen.

2018 bis 2020: Fernstudium bei der Textmanufaktur „Prosaschreiben“.

Seit 2016 ist sie freischaffende Künstlerin, Grafikerin und Schriftstellerin /
Projektassistenz bei VBKW Verband Bildender Künstler und Künstlerinnen Baden-Württemberg

2008: Das Kurzgeschichtenbuch mit dem Titel „Amokkoma“ ist im Verlag Knorr von Wolkenstein erschienen.

Von 1998 bis 2015 Grafikerin in Werbeagenturen und Verlagen.
Nebenbei immer wieder auch schriftstellerische Tätigkeiten.

Von 1991-1997 Studium Grafikdesign an der Merz-Akademie für Gestaltung in Stuttgart und von 1997-1998 Studium der Malerei und Performance an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart.

Außerdem sind immer wieder Kurzgeschichten von ihr in Anthologien erschienen, so zum Beispiel auch im Konkursbuchverlag Claudia Gehrke.

Fortbildungen:

2022/2023: Wintersemester: Gasthörer Uni Stuttgart / Neuere Deutsche Literatur / Übung „Zukunft der Literatur der Gegenwart“ bei Florian Höllerer und das Seminar „Dekolonisation Afrikas“

2022: Sommersemester: Gasthörer Uni Stuttgart / Neuere Deutsche Literatur

2021/2022: Teilnahme an den Vorlesungen von Sascha Macht (Vorlesung SQ14, Literarisches Schreiben), Deutsches Literaturinstitut Leipzig

2021/2022: Aufbaustudium „Autobiographisches Schreiben“ bei der Textmanufaktur.
Lektorin: Gesina Stärz

Regelmässige Teilnahme an Romanwerkstätten im Schriftstellerhaus Stuttgart.

Kunstankäufe

2023 MuSeele Göppingen

Einzelausstellungen

2024 44 Powerfrauen in der Kunst, BBK/W Bund Bildender Künstlerinnen Württemberg, Stuttgart
2023 Präsemtation bei Sarah Haberkern, Art&Antik
2022 Buchhandlung Pörksen, Stuttgart
2021 Service- und Quartiershaus, Feuerbacher Balkon, Stuttgart
2020 stuttgARTfactory, Stuttgart
2019 Doppelausstellung, Galerie Bovistra, Villingen-Schwenningen
2018 Kleine Galerie, Bad Waldsee
2017 Ebene0, Stuttgart
2016 Galerie daneben, Köln
2015 Galerie Art+Concept, Soest
2014 Kultur am Kelterberg, Stuttgart Vaihingen
2014 Zero Arts, Stuttgart
2014 Galerie Constanze Reinhardt, Stuttgart

Gruppenausstellungen

2023 Kauf dir Kunst, BBK/W Bund Bildender Künstlerinnen Württemberg, Stuttgart
2023 Unter Druck, BBK/W Bund Bildender Künstlerinnen Württemberg, Stuttgart
2023 Schwarzmarkt, Kunstverein Neuhausen
2023 Zero Arts, Stuttgart
2023 Artwalk, Stuttgart
2023 Lange Nacht der Museen, Atelier Stuttgart
2022 Schacher Raum für Kunst
2022 Galerie interArt, Stuttgart
2022 Jurierte Ausstellung Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen
2022 Rotary-Club Benefiz-Auktion, Hamburg
2022 BBK/W Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs / WIR / Kunst im Rathaus
2022 BBK/W Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs
2021 Galerie interArt, Stuttgart
2021 Kunstpreis „So gesehen“ Sachpreis
2021 Rotary-Club Benefiz-Auktionen, Hamburg und München
2020 Galerienhaus Stuttgart, Schacher Raum für Kunst, Apokalypse Ciao, Stuttgart
2020 Rotary-Club Benefiz-Auktion, München
2019 Galerie Bovistra, Stuttgart
2019 Artwerk, Vaihingen Enz
2019 Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
2019 KUNSTBEZIRK Stuttgart
2018 Rotary-Club Benefiz-Auktionen, Hamburg und München
2018 Kunstmarkt Ravensburg
2018 Württembergischer Kunstverein, Künstlerbücher, Linienscharen, Stuttgart
2018 Oberwelt, Stuttgart
2018 Kunstverein Neuhausen
2018 Galerie Michaela Helfrich, Berlin
2018 Galerie Sahra Haberkern, Stuttgart
2017 Galerie Sahra Haberkern bei Coworking, Stuttgart
2016/17 Galerie Angela Lenz, Feldberg-Falkau
2016 Galerie daneben, Köln
2016 Kunstverein Wörth, Wörth am Rhein
2016 Oberwelt, Stuttgart
2016 Jurierte Ausstellung, Kultur am Kelterberg, Stuttgart
2015 Galerie Art+Concept, Soest
2014 Kultur am Kelterberg, Stuttgart Vaihingen
2014 Villa Zierer bei München
2013 Oberwelt, e.V., Stuttgart
2011 Kunstverein Feuerbach, Stuttgart
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
Performances, op-Nord, Stuttgart
Kaufpark Freiberg, Stuttgart
Dillmann Kunstmarkt, Stuttgart

Mitgliedschaften:
Künstlermitglied im Kunstverein Neuhausen, Baden-Württembergischer Kunstverein, KUNSTBEZIRK Stuttgart, interArt-Galerie Stuttgart, Schriftstellerhaus Stuttgart, BBK Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, VG Bildkunst, VG Wort

Foto: Dimitri Bachmann

Foto: Frank Post

Foto: Dajana Eisele


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