Literarische Meterware

Literarische meterware

Mein Projekt nennt sich „literarische Meterware“. Ich male an der Wand direkt auf die Leinwandrolle, die ich oben festgenagelt habe, und ich male und male, bis die Farben unten angekommen sind.

Da mitten durch die Wand im Atelier, an der ich male, ein Heizungsrohr verläuft, passe ich mich mit meinen Bildern an diese örtliche Gegebenheit an, so dass öfters Bilder entstehen, die nicht fertig gemalt scheinen, genauso wie auch Kafka seine Texte nicht fertiggeschrieben hat.

(Zitat von mir: „Ich liebe nicht fertig gemalte Bilder, das ist wie wenn Kafka kein Ende schreibt. Man fängt immer von neuem an und wird nie fertig wie Sisiphos… das Leben, das Schreiben, das Malen als Prozess begreifen. ) Um dieses Unvollendete zu spiegeln, würde ich die Bilder direkt ohne Rahmen im Rohzustand, so wie sie sind, an die Wände nageln und dies als Irritation betrachten, wenn man bedenkt, dass im Kunstbetrieb oft die Vollkommenheit auf die Spitze getrieben wird, beachte man nur, wie bei den meisten Ausstellungspräsentationen nur perfekt gerahmte Bilder gezeigt werden.

Die Bilder sind ziemlich groß, oft 200×160 cm. Von daher kam mir der Begriff „literarische Meterware“.

Der Begriff „literarisch“ deshalb, da sich viele meiner Bilder aus Romanstoffen oder Bühnenstücken speisen. Ich male Versatzstücke aus Bühnenbildern, die ich im Netz finde, und kombiniere sie zu einem absurden Ensemble.

Dabei begegnet dem Zuschauer immer wieder die Bühnenfigur „Elektra“. „Elektra“ ist ein Schauspiel von Hugo von Hofmannsthal, dessen Stoff auf die Antike („Die Orestie“ von Aischylos) zurückgeht, ein Drama, das die Themen Rache, Familie, Schuld und Gewalt untersucht. Es zeichnet ein düsteres Bild der menschlichen Natur und hinterfragt die moralischen Grenzen der Rache.

Sehr oft tauchen auch daneben Kafka oder eine seiner Figuren aus seinen Romanen oder Erzählungen auf, wie zum Beispiel Gregor Samsa als Käfer. So trägt zum Beispiel ein Bild von mir den Titel: „Was wäre passiert, wenn Elektra Gregor Samsa gekannt hätte?“

Kafkas Werke lassen oft Raum für unterschiedliche Interpretationen und regen zum Nachdenken über die menschliche Existenz, das Individuum in der Gesellschaft und die Grenzen des Verstehens an.

In meinen Bildern setze ich dann noch oft verunstaltete, creepy Comicfiguren und angstmachende Clowns hinzu. Damit überhöhe ich noch die tragische Figur Elektra und Kafkas düstere Protagonist:innen.